Neue Promotionsprozesse etablieren sich
Was sind eigentlich die Aufgaben eines Universitätslehrstuhles? Auf diese Frage bekommt man zumeist stereotyp die Antwort „Forschung, Lehre und Gremienarbeit“. Ist das wirklich so einfach? Leider nicht. Ein gutes Beispiel dafür sind Promotionen. Grundidee einer Promotion ist die Qualifizierung junger Forscher in einem von Ihnen gewählten Forschungsfeld und hinsichtlich der Fähigkeit, eigenständig Forschung betreiben zu können.
Jedoch sind Promotionen immer in die Arbeit von Forschungsgruppen eingebettet und liegen thematisch damit immer im Bereich der Forschungsgruppen. Das ist auch an unserem Lehrstuhl nicht anders, denn hier betten sich die Promotionsthemen auch in unsere Forschungsthemen ein. So viel zum selbst gewählten Forschungsfeld.
Die Einbettung in unsere Forschungsthemen hat aber auch zur Folge, dass die Themen immer in größeren Gruppen bearbeitet werden. Hier müssen wir auf die Koordination der Arbeiten der Einzelnen und die Erreichung der angestrebten Forschungsziele achten. So viel zur eigenständigen Forschung.
Und dann kommt noch der Wunsch der Industrie dazu, über qualifizierte Forscher Wissen in Ihre Unternehmen integrieren zu können. Daher haben wir neben den internen Doktoranden, die zumeist auf Forschungsprojekten promovieren auch externe Doktoranden, die auf Promotionsstellen verschiedener Unternehmen arbeiten.
In den vergangenen Jahren haben wir versucht, die verschiedenen Interessenlagen in der für eine Promotion bisher charakteristischen Monographie einfließen zu lassen. Wir haben Promotionsprozesse so gestaltet, dass über Veröffentlichungen auf Fachkonferenzen und in Journalen erste Inhalte entwickelt und diese dann in der Monographie aufgegriffen und eingeordnet wurden. Über diesen Weg konnten in 2024 Dr.-Ing. Christoph Binder, Dr. rer. pol. Markus Burger, Dr.-Ing. Carmen Listl, Dr.-Ing. Martin Langosch und Dr.-Ing. Robert Werner ihre Promotionen erfolgreich abschließen. Sie können davon berichten, dass die Erstellung von Fachveröffentlichungen und die Erstellung einer Monographie nicht immer harmonisch zusammen gehen, denn in einer Fachveröffentlichung muss das umfassend und zusammenhängend dargestellte Forschungsthema der Monografie in „verdauliche Häppchen“ zerteilt und auf oft nur wenigen Seiten dargestellt werden.
Neue Möglichkeiten mit diesem Problem umzugehen, bietet die neue Promotionsordnung. Sie erlaubt jetzt auch eine kumulative Promotion. Im Gegensatz zur Monographie basiert diese Form der Promotion auf einer Menge von mindestens drei Fachveröffentlichungen in Journalen und/oder auf renommierten Fachkonferenzen, die ein entsprechend qualitativ hochwertiges Reviewverfahren umsetzen, sowie auf einer kurzen Zusammenfassung und Einordnung der Veröffentlichungen in einen Forschungskontext. Welche Journale und Konferenzen für eine kumulative Promotion nutzbar sind, legt die Fakultät in regelmäßigen Abständen fest. Mehr zur neuen Promotionsordnung findet sich auf der Promotionswebseite der Fakultät.
Der Rahmen der kumulativen Promotion ermöglicht einen besseren Umgang mit der freien Wahl eines Forschungsfeldes und der eigenständigen Forschung, da mit ihr der eigentliche Promotionsinhalt in kleinere Bausteine (denen jeweils Veröffentlichungen zugeordnet sind) zerlegt und entsprechend stärker auf die Vorstellungen der Doktoranten angepasst werden kann. Die einzelnen Bausteine müssen weiterhin ein gemeinsames Bild ergeben, können aber von den Promovierenden verstärkt unabhängig ausgestaltet werden. Die Mehrheit der in 2024 neu am Lehrstuhl begonnen Promotionsvorhaben sind als kumulative Promotionen gestartet und wir sehen bereits erste positive Effekte.
Um die Ausgestaltung des eigenen Forschungsfeldes in der Promotion und die Dualität von eigener und kooperativer Forschung besser unterstützen zu können, hat sich das Format des Doktorandentreffens als sehr sinnvoll erwiesen. Ob es bei den Doktoranden von Prof. Arlinhaus das QuaRC (Quarterly Research Colloqium) oder bei denen von Prof. Lüder das HJDM (HalbJährliches DoktorantenMeeting) ist, hinter beiden steht der Gedanke die Gruppe der aktuellen Promovierenden mit jungen Doktoren zum Gedankenaustausch zusammenzubringen. So können, je nach Fortschritt in der Promotion, Ziele und bereits erreichte Ergebnisse diskutiert und die Promotionsverteidigung vorbereitet werden. Der Austausch von gemachten positiven und negativen Erfahrungen, die gemeinsame Themendiskussion und -abgrenzung, die Anbahnung von gemeinsamen Forschungsarbeiten, all das macht die Treffen zu einem wertvollen Moment im Promotionsprozess. Nicht zu vergessen das Networking und die gemeinsamen „Mochito-Momente“.
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